Üppige Rendite bei beachtlichem Risiko

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Iran will Schulden bei Banken und Unternehmen abbauen und setzt daher verstärkt auf Islambonds.

Handelsblatt, 9. Mai 2016

Der iranische Staat ist hoch verschuldet. Kürzlich hat ein Bericht des Wirtschafts- und Finanzministeriums das Volumen der Staatsverschuldung erstmals beziffert: 5,4 Billiarden Rial lasten auf dem Land, nach offizieller Umrechnung etwa 156 Milliarden Euro. Unter anderem ist sie bei Banken und Unternehmen etwa aus dem Bau verschuldet.

Im laufenden iranischen Geschäftsjahr (seit 21. März) will die Regierung Staatsanleihen im Volumen von umgerechnet acht Milliarden Euro begeben zweieinhalbmal so viel wie im Vorjahr. Die Erlöse dürften genutzt werden, einen Plan des iranischen Präsidenten Hassan Rohani zu verwirklichen: Er will bis März 2018 alle Schulden an Banken und Unternehmen zurückzahlen.

„Solange die Regierung ihre Schulden bei Banken und Unter- nehmen nicht zurückzahlt, können wir keine besondere Entwicklung der Wirtschaft im kommen- den Jahr erwarten“, sagt Hossein Abdoh Tabrizi, ein Berater des Bauministeriums. „Staatsanleihen zu emittieren ist die beste Lösung, die die Regierung hat.“ Dazu setzt die Regierung auf unterschiedliche Arten Scharia-konformer Wertpapiere. Die Islambonds werden seit September vergangenen Jahres mit Laufzeiten zwischen vier und 52 Wochen über die Bank Melli begeben.

Die Zinsen sind hoch: Die effektive Rendite der ersten Serie von islamischen Staatsanleihen hat 30,1 Prozent erreicht. Das ist deutlich mehr als die Inflation von zuletzt 16,5 Prozent, so dass die Nachfrage von privaten iranischen Investoren hoch sein dürfte.

Bei künftigen iranischen Staatsanleihen wird erstmals der Handel über einen Sekundärmarkt möglich sein: Das heißt, Käufer können die Bonds an der „Iran Fara Bourse“ weiterveräußern. Erstmalig werden aktuelle Kurse von einem offiziellen Marktplatz reguliert und veröffentlicht. Innerhalb von drei Jahren will Fara Bourse das Handelsvolumen mit Anleihen auf 16,5 Milliarden Dollar pro Jahr steigern.

Die Handelbarkeit lockt ausländische Anleger, die allerdings auch das Wechselkursrisiko auf die Rial- Anleihen tragen. Der norwegische Ölfonds hat bereits beschlossen, wieder in iranische Staatsanleihen zu investieren. Für Anleihen in Euro oder Dollar fehlt dem Land noch eine Bonitätsnote einer anerkannten Ratingagentur.

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